von Karsten Fuchs

IPv6 – Eine unendliche Geschichte?

Als Vint Cerf zusammen mit seinem Kollegen Bob Kahn 1973 das Internet Protokoll erfand, konnte sich keiner der beiden vorstellen, dass die 4,3 Milliarden zu vergebenden IP-Adressen eines Tages nicht mehr ausreichen würden. Die historische Entwicklung des Internets sollte die beiden Forscher jedoch eines besseren belehren. Fast 40 Jahre später werden die sogenannten Internetadressen (IPs) knapp. Theoretisch gibt es über 4 Milliarden IP-Adressen, praktisch sind jedoch viele nicht nutzbar. Die letzte Vergabe eines Adressblockes durch die Internet Assigned Number Authority (IANA) an eine Regional Internet Registry (RIR) erfolgte bereits am 3. Februar 2011. Angesichts der Tatsache, dass die zunehmende Vernetzung mehr und mehr ihren Raum im Alltagsleben einnimmt – man denke an das vernetzte Heim, in dem sämtliche elektronischen Geräte via Vernetzung von überall aus bedienbar werden – wird deutlich, dass hier neue Lösungen geschaffen werden müssen. Kurz gesagt: Es ist notwendig, einen weitaus größeren Adressenraum bereitzustellen. Das derzeit noch verwendete Internet Protokoll der Version 4, kurz IPv4, soll dabei nach und nach durch das Protokoll der Version 6 (IPv6) ersetzt werden. Neben der Erhöhung der Anzahl aller verfügbaren Adressen von 4,3 Milliarden auf 340 Sextillionen, vereinfacht IPv6 auch die IP-Header zur Verbesserung des Datenpakettransports.

Auch für Versatel wird diese Veränderung in den kommenden Jahren notwendig. Derzeit sind insgesamt noch 130.000 Adressen für Versatel verfügbar. Ohne konsequente Sparmaßnahmen wären diese jedoch bei einem Nettoverbrauch von 6.000 pro Woche Ende dieses Jahres aufgebraucht. Zwar wäre eine schnelle Umstellung auf die neue Version möglich, da bereits die meisten Hardwares und Softwares IPv6 schon vorinstalliert haben, jedoch sind lediglich 1,45 Prozent der 1000 weltweit am häufigsten aufgerufen Websites überhaupt per IPv6 erreichbar. Um dem Problem einer eingeschränkten Verfügbarkeit zu entgehen, hat sich Versatel für eine längerfristige Umsetzungsphase (Dual Stack Approach) entschieden.

Während der jetzt beginnenden „Dual Stack Phase“ stehen Versatel-Kunden ab sofort beide Adressblöcke zur Verfügung, die über die jeweiligen Router parallel angewählt werden können. Dieser Parallelbetrieb wird so lange aufrechterhalten, bis für Neukunden keine dedizierten IPv4-Adressen mehr verfügbar sind. In diesem Fall tritt die „Dual Stack Lite Phase“ in Kraft. Dabei werden IPv6- in die IPv4-Datenfragmente eingebettet. Dadurch werden jedoch auch DS-Lite-Tunnelenden und CGN-Gateways für die Verbindung in IPv4 notwenig. Haben nun mit der Zeit die Kunden ihr Netzwerk auf IPv6 umgestellt, kann die so genannte NAT64-Phase folgen. Der NAT64-Mechanismus ermöglicht die Kommunikation zwischen IPv6-Hosts und IPv4-Routern. Die noch verbliebenen IPv4s können weiterhin über ein Gateway erreicht werden. Die vollständige Implementierung des Internet Protokolls der Version 6 wird dann erfolgen, wenn die Notwendigkeit der Adressübertragung in Richtung IPv4 ganz entfällt. Wie auch bei den vorhergehenden drei Phasen besteht das Problem der Übersetzung, da die IPv6-Adressen deutlich länger als die des Vorgängers sind. Eine 1:1-Abbildung des Adressraumes ist deswegen leider ausgeschlossen.

Die Umstellung von IPv4 auf IPv6 ist ein technisch aufwendiger und langwieriger Prozess. Zwar bietet Versatel bereits jetzt schon IPv6-Adressen für Transitkunden an fast allen Standorten an, hat jedoch auch noch einen hohen Adressbestand des IPv4. Dieser Vorteil gegenüber anderen Mitbewerbern ermöglicht es Versatel-Kunden, die Migration der IPv4-Adressen vorerst aufzuschieben.

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