Der „Prism“-Skandal sorgt gerade für große, politische Turbulenzen. Doch während das Ausspähen auf der weltpolitischen Bühne kritisiert und diskutiert wird, hätten viele Verbraucher kein Problem damit, persönliche Daten oder Adressen aus dem Freundeskreis zu verraten – wenn es dafür Geld oder Vergünstigungen gibt. Dies sagt eine Studie des Software-Spezialisten Amdocs.
Die Amdocs-Umfrage ist zwar von der Brisanz her bei weitem nicht mit den Enthüllungen des Geheimdienstmitarbeiters Snowden vergleichbar, doch so mancher Datenschützer dürfte dennoch stauen. Weltweit 3.900 Mobilfunkkunden lies Amdocs befragen, darunter auch Nutzer in Deutschland. Herausfinden wollte das Unternehmen, ob und wann sie bereit wären, ihrem Mobilfunkanbieter ihre persönlichen Daten preiszugeben. Die Umfrage wurde von Coleman Parkes im April dieses Jahres durchgeführt.
Die Ergebnisse lassen aufhorchen: So sind 57 Prozent der weltweit befragten Kunden bereit, zusätzliche persönliche Daten wie etwa persönliche Angaben über Familienmitglieder zu verraten, wenn sie dafür einen finanziellen Vorteil und besseren Kundenservice erhalten würden. 54 Prozent würden zustimmen, dass ihre Daten an Dritte weitergegeben werden dürfen - wenn die Konditionen stimmen. Rund ein Drittel der Befragten sagte, dass sie die Informationen auch ohne Gegenleistung herausgeben würden.
In Deutschland ist die Sensibilität in Sachen Datenschutz zwar stärker ausgeprägt als anderswo, aber auch hierzulande sind der Befragung zufolge zahlreiche Verbraucher sehr auskunftsfreudig: So würden 38 Prozent beispielsweise ihren derzeitigen Aufenthaltsort, Einblicke in ihren TV-Konsum, ihr Verhalten auf Facebook und sogar die Namen ihrer wichtigsten Facebook-Kontakte nennen. Als Belohnung würden sie Bargeld, Gutscheine, exklusive Service- und Kundenbindungsprogramme und höhere Servicequalität akzeptieren. Ähnlich zurückhaltend wie die Deutschen sind der Untersuchung zufolge nur die Israelis.
Nicht nur der Prism-Skandal, sondern auch diese Befragung zeigen: Der Schutz der persönlichen Daten wird vielerorts nicht richtig ernst genommen. Einige große Institutionen und der kleine „Otto Normalverbraucher“ machen sich nicht ausreichend Gedanken darüber, welche Folgen Datenmissbrauch haben kann. Die Einstellung „Ich habe nichts zu verbergen, also können meine Daten auch genutzt werden“ blendet vollkommen aus, welche fatalen Folgen der sorglose Umgang mit Daten haben kann.
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