Als die diesjährige Berliner Funkausstellung (IFA) vor wenigen Tagen ihre Pforten schloss, hatte die Messegesellschaft nur positives zu vermelden: Die Besucherzahlen, die Ausstellungsfläche, das Ordervolumen, die Zahl der Fachbesucher – in allen Bereichen war die Entwicklung positiv.
1.439 Aussteller waren diesmal nach Berlin gekommen, um dort ihre Produkte zu zeigen. Bei den Fachbesuchern konnte die Messe mit einem beachtlichen Zuwachs aufwarten: 142.300 Fachbesucher waren da – sieben Prozent mehr als im Vorjahr. Welchen Stellenwert eine Messeveranstaltung hat, sieht man nicht zuletzt auch an den Produktpremieren, die zahlreich vorgestellt wurden. Die Ausstellungsfläche wuchs um 1,4 Prozent auf 142.200 Quadratmeter. Mit einem Ordervolumen von mehr als 3,8 Milliarden Euro legte die Messe hier um ordentliche drei Prozent zu und mit insgesamt 240.000 Besuchern verweilte auch dieses Ergebnis nicht auf dem Vorjahres-Level (+ 1%). Unter dem Strich geht es durchaus in Ordnung, wenn die Berliner Messe in ihrem Abschlussbericht von „Rekordergebnissen“ schwärmt.
Natürlich gibt es viele Erklärungen dafür, warum die IFA erfolgreich verlaufen ist: Im konkreten Fall reichen die Begründungen von der sicher hohen Attraktivität des Messestandorts Berlin über die vor Jahren getroffene Veranstalter-Entscheidung, neben Unterhaltungselektronik auch „Weiße Ware“ (Haushaltsgeräte) zu präsentieren bis hin zur Strategie, dem Groß- und Fachhandel viel Aufmerksamkeit und Hallenfläche zu widmen.
Fragt man bei Ausstellern und Besuchern nach, bekommt man all diese Punkte auch zu hören. Hakt man dann noch einmal genauer nach, hört man aber immer wieder noch eine ganz zentrale Aussage: „Auf dieser Messe kann man sich ansehen, wie alles vernetzt werden kann“. Genau das ist der „Mega-Trend“, den die IFA dieses Jahr sehr gut veranschaulichte. Die Idee selbst ist zwar gar nicht mehr so neu – Smart Homes kann man in vielen Regionen Deutschlands schon seit gut einem Jahrzehnt besichtigen – doch durch leistungsfähigere Technik und – nicht zuletzt – Smartphones als „Schlüsselelement“ ergibt die Smart Home Idee nun endlich für eine breite Zielgruppe Sinn.
Vor zehn Jahren haben wir uns noch über Einfälle wie einen „klugen“ Kühlschrank gewundert, der beim letzten Zehntelliter Milch in der Milchpackung automatisch ein neues Exemplar beim Online-Supermarkt orderte. So etwas ist technisch machbar, sorgt aber doch eher für Befremdung als den Alltag wirklich zu bereichern. Inzwischen nimmt die Zahl der wirklich praxisnahen Ideen aber zu: Wenn man via Smartphone-App die Heizung regulieren kann, trifft das ebenso auf reges Interesse wie die Möglichkeit, vom Handy aus die Aufzeichnung einer Fernsehsendung zu aktivieren.
Auch Alarmanlagen, Garagentore oder die Beschallung im gesamten Haus lassen sich mittlerweile über Apps steuern. Und wenn sich ein gebetener oder ungebetener Gast durch den Hintereingang „anschleicht“ um uns zu überraschen, dann wissen wir das schon längst, obwohl wir gerade im ersten Stock auf dem Sofa liegen und die „Tagesschau“ gucken. Die einschlägigen Hersteller sorgen dabei dafür, dass die Vernetzung via Funk (WLAN), Stromleitung (Powerline) oder auch über eine klassische Verkabelung sehr einfach funktioniert. Um die Mietwohnung oder das eigene Haus etwas „smarter“ zu machen, braucht man heutzutage kein Informatikstudium mehr – ein kleines bisschen Hard- und Software reichen schon aus.
Wenn allerdings bei immer mehr Menschen immer mehr Geräte vom Fernseher über die Jalousie bis hin zum Stromzähler miteinander vernetzt sind, dann braucht diese gewaltige Datenmenge eines, nämlich Bandbreite! So erwartet der Netzwerkhersteller Cisco in einer im Frühsommer veröffentlichten Studie, dass sich der Datenverkehr im Internet bis 2016 vervierfachen wird. In vier Jahren soll das Volumen 1,3 Zettabyte erreichen – ein Zettabyte entspricht einer Billion Gigabytes. Damit würden 2016 mehr Daten im Internet kursieren als in allen vorherigen Jahren zusammen. Das Wachstum begründet Cisco mit genau dem, was man sich auf der IFA ansehen konnte: Immer mehr mit dem Internet verbundenen Geräten bei gleichzeitig immer mehr Nutzern und schnelleren Netzwerken.
Die Studie des US-Konzerns verdeutlicht, dass unsere Gesellschaft in Zukunft noch weitaus mehr als jetzt vom Internet abhängig sein wird. Damit der „Draht“ zum World Wide Web dann keine Zitterpartie ist, wächst die Notwendigkeit beständiger Internetverbindungen. Cisco zufolge wird es 2016 fast 19 Milliarden Netzwerkverbindungen geben. Jeder Mensch wird durchschnittlich über 2,5 Verbindungen verfügen.
Dies erscheint keineswegs abstrus, wenn man sich ansieht, dass wir, die Einwohner der reichen Industrienationen, schon heute meist über ein Notebook, ein Smartphone und immer öfter auch über einen Tablet und über ein „Smart TV“ verfügen. Wenn unser nächster Kühlschrank zwar keine Milch bestellt, uns aber seinen aktuellen Stromverbrauch übermittelt, dann überscheiten wir die Zahl von 2,5 Internet-Verbindungen bereits mit Leichtigkeit. Funktionieren wird „Home, smart Home“ jedoch nur mittels einer leistungsfähigen Glasfaserinfrastruktur. Funknetze und herkömmliche Kupferleitungen alleine werden mit der absehbaren Datenflut vollends überfordert sein.
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