von Jana Wessel

Den digitalen Graben zuschütten

Einmal jährlich veröffentlicht TNS Infratest den (N)onliner Atlas mit aktuellen Zahlen zur Internetnutzung in Deutschland. Die jüngste Erhebung zeigt, dass die Gesamtzahl der Internetnutzer stagniert. Datenschutz- und Sicherheitsbedenken sind die häufigsten Gründe seitens der Web-Verweigerer. Wer das Internet regelmäßig nutzt, wünscht sich zunehmend mehr Bandbreite.

Schon seit 13 Jahren – sozusagen seit der Internet-Urzeit – dokumentiert der (N)Onliner Atlas von TNS Infratest die Internetnutzung in Deutschland. Die jährlich durchgeführte und stets miteinander vergleichbare Studie misst kontinuierlich die Anzahl der Internetnutzer und Verweigerer sowie der Breitbandnutzer hierzulande. Die Untersuchung liefert Informationen, ausgewiesen für die einzelnen Bundesländer und die Bevölkerungsgruppen mit Blick auf Alter, Bildungsstand und Geschlecht. Für die aktuelle Studie wurden 30.159 Interviews durchgeführt. Die vollständige Untersuchung steht als PDF unter www.d21-digital-index.de zum Download zur Verfügung.

Die Internetnutzung in Deutschland bleibt demzufolge mit 76,5 Prozent der Bevölkerung nahezu konstant. Genauer gesagt wuchs die Zahl der Internetnutzer in den letzten beiden Jahren lediglich um je 0,9 Prozentpunkte. Mit 23,5 Prozent sind demnach rund 16,5 Millionen Bundesbürger nicht Teil der digitalen Welt. Nach wie vor ist Deutschland auch nach Geschlecht, Altersgruppen und Bildung digital gespalten: Noch immer sind mehr Männer als Frauen online, mehr Junge als Alte, mehr Menschen mit hohem Bildungsabschluss als mit niedrigem.

Die Internetverweigerer nennen zu 67,5 Prozent Datenschutzbedenken als Grund für die Nichtnutzung, Sicherheitsbedenken haben 59,1 Prozent. 64,2 Prozent der Nichtnutzer geben an, dass ihre Kinder, Freunde oder Bekannte Dinge für sie im Internet erledigen, wenn das notwendig sein sollte. Nun könnte man sagen, dass es nicht dramatisch ist, wenn ein paar Greise nicht im Internet sind. Doch bei einem genauen Blick auf die Zahlen wird deutlich, dass viel größere Bevölkerungsgruppen das Web weder kennen noch nutzen: »Nicht einmal jede zweite Frau über 50 Jahren nutzt das Internet. Dies verdeutlicht den Nachholbedarf für Deutschland und die Notwendigkeit für zielgruppenspezifische Maßnahmen zur Erschließung bisheriger Offliner«, verdeutlicht Robert A. Wieland, Geschäftsführer der TNS Infratest GmbH und D21-Vizepräsident, die Zahlen.

Erstaunlich sind nach wie vor auch die deutlichen Unterschiede zwischen den Bundesländern. Im Stadtstaat Hamburg liegt der Anteil der Internetnutzer mit 81,8 Prozent wie im letzten Jahr auf dem ersten Platz im Bundesländer-Ranking. Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt belegen die beiden letzten Plätze mit 69,1 bzw. 67,5 Prozent Onlinern.

Die Zahl der Breitbandnutzer wächst ebenfalls weiter: Bayern kommt in 2013 auf ein Plus von 1,5 Prozentpunkte (2013: 59,3 Prozent / 2012: 57,8 Prozent), das leicht über dem bundesweiten Durchschnitt liegt. Deutlicher hat das Saarland mit einem Plus von 3,5 Prozentpunkten aufgeholt (aktuell bei 57,5 Prozent) und nähert sich dem Bundesdurchschnitt weiter an. Dieser ist im letzten Jahr von 57,1 Prozent auf 58,3 Prozent der Gesamtbevölkerung gestiegen. Das entspricht einem Plus von 1,2 Prozentpunkten.

Die Zahlen machen deutlich, dass in einigen Bevölkerungsgruppen das Internet nach wie vor keine Selbstverständlichkeit wie etwa ein Telefonanaschluss ist. Hier wäre Aufklärungsarbeit sinnvoll, damit der digitale Graben in der Bevölkerung nicht größer, sondern kleiner wird.

Ein genauer Blick auf die Untersuchung macht außerdem klar, dass bei sehr vielen regelmäßigen Internetnutzern der Wunsch nach mehr Geschwindigkeit vorhanden ist. Investitionen in Breitbandnetze sind folglich überaus sinnvoll. Die Bereitschaft von Netzbetreibern wie Versatel, in eine leistungsfähige Infrastruktur zu investieren, sollte nicht durch die einseitige Bevorzugung des ehemaligen Monopolisten Deutsche Telekom geschmälert werden.

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