von Ina Neuhaus

Manager oder Mode-Hipster?

Das Marktforschungsunternehmen IDC rechnet mit einem weiter stark wachsenden Tablet-Markt.  Nach neuester IDC-Schätzung sollen bis zum Ende des Jahres weltweit 107,4 Millionen Tablets verkauft werden. Damit korrigiert das Unternehmen eine frühere Schätzung um 1,3 Millionen Geräte nach oben. Als Gründe für die Änderung nennt IDC eine erwartete, starke Nachfrage in der zweiten Hälfte des Jahres und ein steigendes Interesse an Tablet-Computern im Businessbereich.

„Schön und gut“, könnte man da sagen „jeder weiß, dass in der zweiten Jahreshälfte mehr verkauft wird“. Denn selbstredend ist in sehr vielen Branchen das Geschäft in der Vorweihnachtszeit am stärksten. Warum aber wecken die Mini-Rechner immer häufiger das Interesse der Businessanwender? Tatsächlich sieht man iPad & Co. immer öfter in den Händen von Managern und Vertriebsleuten. Doch einmal unter uns gefragt: Taugen Tablets wirklich für den beruflichen Einsatz? Oder sind wir bloß alle zu Fashion-Victims von Apple, Samsung & Co. geworden?

Erst vor wenigen Tagen konnten wir alle dabei zusehen, wie nun auch Apples Erzrivale Microsoft zum Mode-Opfer geworden ist. Besonders interessant war nämlich nicht etwa die vorgestellte Produktneuheit, ein Microsoft-Tablet namens „Surface“ (dt. Oberfläche), sondern die Art und Weise, wie Microsoft mit einer geheimnisvoll angesetzten Konferenz, deren Veranstaltungsort erst wenige Stunden vor Veranstaltungsbeginn genannt wurde, den Präsentations-Stil von Apple zu kopieren versuchte.

So kann man auf den Gedanken kommen, dass der Tablet-Hype ein kleines bisschen damit zu tun hat, dass wir alle etwas von Apples glänzendem Erfolg abbekommen möchten. Nicht ohne Grund waren es anfangs insbesondere Politiker, die mit einem iPad in der Hand vor TV-Kameras und Pressefotografen herumfuchtelten. Man hörte die Damen und Herren Mandatsträger geradezu schreien: „Seht alle her, wie cool ich bin!“ Könnte es sein, dass genau dies die wichtigste Funktion der neuen Computergeneration ist?

Verwendet man einen Tablet-PC nämlich abgesehen vom Internet-Surfen und E-Mail-Nachgucken ernsthaft beruflich, wird man nicht immer glücklich sein: Einen längeren Text zu verfassen ist auf der Bildschirmtastatur alles andere als ein Vergnügen. Gleiches gilt für das Erstellen größerer Tabellen oder einer Präsentation. Zwar ist der Zubehörmarkt reich an Hilfsmitteln, solche Eingabeprobleme aus der Welt schaffen. Doch ehe man sich versieht, hat man dann für seinen Flachcomputer mehr Geld ausgegeben als für ein erheblich leistungsfähigeres Notebook.

Keine Frage: Natürlich gibt es auch Anwendungsbereiche, bei denen ein Tablet perfekt die beruflichen Abläufe unterstützt. Man kann sich hier beispielsweise einen Versicherungsberater vorstellen, der auf einem Bildschirmformular in erster Linie per Fingertipp Häkchen an die richtige Stelle setzt und diese Daten am Ende eines Kundenbesuchs gleich in digitaler Form an die Zentrale übermittelt. In vielen anderen Fällen mag ein Tablet hingegen bestenfalls als Ergänzung durchgehen, oder auch nur als nettes Spielzeug.

Der Deutsche Verband für Post, Informationstechnologie und Telekommunikation DVPT e.V. hat sich zu dieser Thematik ebenfalls Gedanken gemacht und kürzlich eine Anforderungsliste veröffentlicht, welche Punkte ein mobiles Gerät für den Business-Einsatz unbedingt beherrschen sollte. Darin nennt der Verband etwa die vollständige Kompatibilität zu üblichen Office-Dokumenten, einen komfortablen Datenaustausch über Speicherkarten und WLAN sowie Bildschirmoberflächen, die nicht so stark glänzen und damit die Eingabe erschweren. IT-Verantwortliche dürften beipflichten, dass – so lauten weitere Forderungen – ein zentrales Management der Geräte möglich sein sollte und eine transparente, steuerbare Updatepolitik angeboten wird. Auch eine klare Trennung von privaten und geschäftlichen Inhalten müsste machbar sein. Wer nicht nur ein Mode-Hipster ist, der dürfte zustimmen, dass die aufgestellten Forderungen keineswegs aus der Luft gegriffen sind.

 

((Bildquelle: JMG  / pixelio.de))

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